Liebe Kunden der Rhein-Apotheke,
zum 1. Januar 2020 bin ich in die Fußstapfen meiner Mutter, Frau Dr. Arker-Maertin, getreten. Über 185 Jahre gibt es die Rhein-Apotheke schon und seit fast 120 Jahren ist diese im Familienbesitz. Eine Tradition, die in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich ist.
Unter der Leitung meiner Mutter wurde die Modernisierung der Apotheke ständig vorangetrieben. Mehrere Umbauten, um die Verkaufsräume zu vergrößern, die Umstellung auf ein elektronisches Kassensystem und der Einbau eines vollautomatischen Warenlagers sind nur einige Beispiele aus den letzten 35 Jahren.
Um weiterhin in diesem sich stark verändernden Markt bestehen zu können und Ihnen die gewohnte Qualität, nicht nur in der fachkundigen Beratung, sondern auch bei dem Erlebnis „Apotheke“ bieten zu können, habe ich mich für einen Komplettumbau der Apotheke entschieden.
Gerne würde ich Sie mit auf diese spannende Reise nehmen und Ihnen zeigen, was sich im Inneren der Apotheke verändert …
Im Jahr 1835 gründete der Apotheker Carl Bader eine Apotheke in Mühlburg auf der Rheinstraße. Vorher hatten die Mühlburger nach Karlsruhe fahren müssen, um Arznei und Heilkräuter zu kaufen. Und eine Straßenbahn gab es damals noch nicht.
„Apotheke in Mühlburg" hieß sie damals noch. 1901 kaufte sie der junge Apotheker Dr. Joseph Arker und benannte sie einige Jahre später in „Rhein-Apotheke" um. Schwere Zeiten hat die Rhein-Apotheke seither mit den Mühlburgern miterlebt und durchgestanden, wie das Foto von dem Milchtransport auf der Rheinstraße aus dem ersten Weltkrieg zeigt. Wein konnte man damals in der Apotheke kaufen, entnimmt man den alten erhaltenen Aufzeichnungen, gesiedete Seife und auch Benzin, lange bevor es Drogeriemärkte und Tankstellen gab.
Heute sind es etwas andere Aufgaben, die wir zu erfüllen haben. Eine Vielzahl von neuen Arzneistoffen bereichern die Medizin und ermöglichen, dass wir länger leben und länger gesund bleiben können. Aber umso schwieriger ist es auch geworden, den Überblick zu behalten und alle Arzneistoffe richtig anzuwenden, sodass sie ihre segensreichen Wirkungen entfalten können. Hier braucht man mehr denn je den Arzneimittelfachmann Apotheker, der einem mit seinem Fachwissen zur Seite steht.
Zusammen mit dem Stadtteil Mühlburg haben auch wir unser Aussehen gewandelt, das „Ärztehaus Mühlburg" steht nun an der Stelle, wo einst die „Apotheke in Mühlburg" gegründet wurde. Aber auch heute gilt unsere Tätigkeit Ihrer Gesundheit. Wir beraten Sie nicht nur zum richtigen Umgang mit Arzneimitteln, sondern haben auch jede Menge guter Tipps zu Ernährung und Lebensführung bereit, damit Sie rasch wieder gesund werden bzw. lange gesund bleiben.
Ein wunderbarer Artikel ist Herrn Bernhard Wagner in der „Deutsche Apotheker Zeitung“ im Jahr 2010 gelungen:
Von Bernhard Wagner
Damals im Jahre 1835 fuhr zwar noch nicht die Pferdestraßenbahn durch die Rheinstraße, doch sehr fortschrittlich zeigte sich der Apotheker Carl Bader, weil er am 7. April des Jahres der Behörde die Eröffnung seiner „Apotheke in Mühlburg“ mitteilte. Diese Vorgehensweise war schon mutig, denn „höheren Orts“ war man der Meinung, dass sich so eine Apotheke in Mühlburg nicht rentieren würde. So zumindest ist den Annalen zu entnehmen. Dem Argument – in Karlsruhe gebe es genug Apotheken – schloss sich Bader nicht an. Vielmehr müsse man „auch an die Menschen denken, an die kranken Menschen in Mühlburg und in der Hardt“. Wie recht der Gründer-Apotheker hatte: In der näheren Umgebung gab es zu dieser Zeit erst wieder eine Apotheke in Graben.
Vierzig Jahre lang führte Bader die Apotheke in der Rheinstraße. Seine Leidenschaft war u. a. die Botanik. Dazu hatte er in seinem schönen Mühlburger Garten exotische Pflanzen angepflanzt, gehegt und gepflegt. Stadtteilgeschichtlich interessant ist, dass dieser erste botanische Garten in Mühlburg sich bis zum „Canal“ – dem damals noch nicht überwölbten Landgraben – erstreckte.
Der älteste Sohn, Carl Leopold Christoph sollte als Nachfolger das Werk weiterführen, doch daraus wurde nichts. Zwar erlernte der Sohn den Beruf des Apothekers, zog aber in die Schweiz, heiratete und ließ sich in Genf nieder. So verkaufte Bader 1874 sein Haus an den Apotheker Dürr aus Gengenbach. Als Baders Sohn im Jahre 1919 in Genf starb, hinterließ er eine große Pflanzensammlung mit Exemplaren aus Herrenwies, vom Mummelsee und von der Hornisgrinde.
Mit dem Erwerb von Haus und Apotheke durch Dr. Joseph Arker im Jahre 1901 wird ein neues Kapitel in der Ära aufgeschlagen. Denn der promovierte Apotheker benennt sein Geschäft im Jahre 1912 in „Rhein-Apotheke“ um. „Mit ganzer Liebe und Hingabe hat Dr. Arker sich der Ausbildung dieser Jugend (Anmerkung der Redaktion: der Praktikanten) gewidmet“, so die Charakterisierung in den firmengeschichtlichen Blättern. Unter seiner Leitung überstand die Rhein-Apotheke zwei Weltkriege, die Schäden am Haus und erlebte den Wiederaufbau nach 1945.
Nach Arkers Tod im Jahre 1949 wurde der Betrieb als OHG, dann als Einzelfirma von seinem Sohn Lebrecht Arker weitergeführt. So wurde im Jahre 1957 die Straßenfassade umgebaut, die Rhein-Apotheke erhielt das erste Schaufenster! 1963 wurde das alte Haus abgerissen und im Dezember 1964 der Neubau an derselben Stelle bezogen. Das alte Mobiliar hatte ausgedient und wich der etwas nüchternen, aber weitaus funktionaleren Einrichtung. Nach der Pensionierung von Lebrecht Arker im Jahre 1976 wurde die Apotheke für acht Jahre an den Apotheker Reinhard Assfalg verpachtet. Ein weiteres Kapitel der Geschichte wird mit der Übernahme durch Dr. Béatrice Arker-Maertin, Lebrecht Arkers Tochter, im Jahre 1984 aufgeschlagen.
Béatrice Arker kam in der damaligen Landesfrauenklinik in der Kaiserallee im Jahre 1950 zur Welt, erzählt die heutige Apotheken-Chefin mit einem Team von 15 Mitarbeiterinnen. Ein wenig stolz ist die Apothekerin, dass die Linie in diesem Beruf weit zurückreicht. „Meine Großmutter Hermine Walz war übrigens eine der ersten Apothekerinnen in der Region“, erklärt sie.
Die junge Béatrice wächst inmitten von Essenzen und Kräutern heran. „Für mich war damals die Apotheke mein Spielplatz.“ Nach Schulbesuch und Gymnasium ging es von 1973 bis 1974 an die berühmte Straßburger Universität Louis Pasteur. Es folgten Erlangen und schließlich Berlin, wo sie ihr Staatsexamen als Apothekerin ablegte.
Wie ihre Vorfahren – „habe selbst noch den Garten hinter unserer Apotheke erlebt“ – verfiel auch sie der Botanik. Die Pflanzen ließen sie auch während ihrer Doktorarbeit nicht los. Das Thema bewegte sich um den „Kreuzdorn“ mit den pflanzlichen Inhaltsstoffen. Voll in die Fußstapfen ihres Großvaters trat sie, als von ihr im Jahre 1988 der Arzneipflanzengarten der Rhein-Apotheke wieder mit Leben erfüllt wurde. „Im letzten Jahr kamen Beschilderungen hinzu“ und „meine Pflanzen haben sogar den diesjährigen strengen Winter heil überstanden“. Die Chefin gibt unumwunden zu: „Pflanzen- und Heilmittel sind schon ein wenig meine Leidenschaft“ und verweist auf die starke Ausrichtung auf Homöopathie u. Phytopharmazie.
Als Beispiel nennt sie Hanföl. „Das ist ein wertvolles Öl. Nach einem Besuch in der staatlichen Versuchsanstalt in Forchheim kam ich auf das Hanföl, das mittlerweile bei den Kunden gut ankommt wegen seiner vitalisierenden und immunstärkenden Wirkung.“ Obwohl heute noch relativ viele Rezepturen hergestellt würden, sei der „Betrieb kein verstaubtes Apotheken-Wesen“. Arker-Maertin verweist auf die EDV-unterstützte Abwicklung im Bestell- und Rezeptverkehr. Im „Wellnessparadies“ werden Kosmetik und Ultraschallbehandlungen genauso angeboten wie Aromamassagen und klassische Thaimassagen.
175 Jahre ist eine bewegte, lange Zeit in der Mühlburger Apotheken-Geschichte. Sie zeigt zugleich die gelungene Symbiose zwischen Historie und Moderne, bei der „noch die alte Apothekerzunft praktiziert wird“, so Dr. Béatrice Arker-Maertin.
Quellen: Dr. Paul Waibel; Archiv der Rhein-Apotheke